Schnitt-art


Wiler Zieitung 2006

Natur akribisch genau wiedergeben
Die Scherenschnitte von Sonja Züblin finden auch im Fernen Osten grosse Beachtung.

Sonja Züblin hat sich mit ihren Scherenschnitten längst einen Namen gemacht. Derzeit sind einige Werke der Schwarzenbacherin in der «University Museum and Art Gallery» in Hongkong ausgestellt.

Den Donnerstag, 24. November 2005, wird Sonja Züblin nicht so schnell vergessen. Es war der Tag, an dem die Schwarzenbacherin ein ganzes Jahreswerk ihrer Scherenschnittkunst fein säuberlich verpackt zum Flughafen brachte und sich vier ihrer Scherenschnitte auf die weite unbekannte Reise nach Hongkong machten. «Wenn man sich über tausend Stunden mit den Bäumen beschäftigt hat und diese dann im Frachtraum eines Flugzeuges verschwinden, fühlt sich das schon etwas komisch an», sinniert die Scherenschnitt- künstlerin. Fast drei Monate musste Sonja Züblin warten, bis sie die Buche, Esche, Trauerweide und Bergahorn an den Ausstellungswänden im fernen Osten wieder in Natura zu sehen bekam. «Es verging wirklich fast kein Tag, an dem ich nicht an meine Werke dachte», sinniert die Künstlerin.

Absolut einzigartig
Sonja Züblin gehört in der Schweiz zur Spitze und wurde deshalb vom Vorstand des Vereins «Freunde des Scherenschnitts» aus über 500 Mitgliedern zusammen mit 14 weiteren Kolleginnen und Kollegen auserwählt, um sich an der vom Schweizer Konsul in Hongkong organisierten und vom 13. Januar bis 19. März dauernden schweizerisch-chinesischen Ausstellung zu beteiligen. «Die Werke von Sonja Züblin sind absolut einzigartig», sagt Felicitas Oehler, Präsidentin des Vereins «Freunde des Scherenschnitts». Sie kenne auf der ganzen Welt niemanden, der die Natur in der Scherenschnittkunst so treffend, so lebendig und so akribisch genau wiedergeben könne.

Lange Reise gut überstanden
Als Sonja Züblin und ihre Kolleginnen und Kollegen sieben Wochen nach ihren Kunst- werken am Abend vor der Vernissage in Hongkong eintrafen und einen ersten Blick in die Ausstellung werfen konnten, war die Nervenan- spannung bei den meisten gross. «Meine Bäume hatten zu meiner grossen Erleichterung nicht nur die lange Reise unbeschadet überstanden, sondern wurden auch sehr passend gerahmt und in einem wunderschönen Raum ausgestellt, das verlieh mir sofort ein gutes Gefühl, und natürlich war ich auch sehr stolz», erinnert sich Sonja Züblin an den speziellen Moment, an dem sie die Werke erstmals nach drei Monaten wieder sah..


Die Vernissage, für die extra ein exklusiver Kunstband herausgegeben wurde, in welchem Sonja Züblins «Bergahorn» gar die Umschlagseite ziert, übertraf alle Erwartungen. Der Andrang war gross, und die Schwarzenbacherin wurde nicht nur einem äusserst interessierten Publikum, sondern auch von zahlreichen Medienvertretern bestürmt. Radio und Fernsehen nahmen sich des Themas an. Sonja Züblin stand mit ihren Bäumen, die sie nicht, wie in der Scherenschnittkunst üblich, symmetrisch, sondern naturgetreu wiedergibt und bei denen man die Blätter rauschen und die tausend feinen Äste auch fast knacken hört, stets im Mittelpunkt. «Das hätte ich nie erwartet, und ich bekam einige Male Gänsehaut», betont die in Lütisburg aufgewachsene Schwarzenbacherin.

Neue Aufträge
Neben der Ausstellung wurden die ausstellenden Schweizerinnen und Schweizer eingeladen, an Workshops teilzunehmen. Die Chinesen, die als Begründer der Scherenschnittkunst gelten, zeigten sich erstaunt darüber, dass in der Schweiz eine einzige Person ein ganzes Werk vollendet. «Die Rollenverteilung ist in China klar, die Männer machen das Design, für die eigentliche Feinarbeit sind dann die Frauen, die so genannten Cutterinnen zuständig», erklärt Sonja Züblin.

Wenn die Ausstellung in Hongkong Mitte März geschlossen wird, werden die Werke wieder die Rückreise in die Schweiz antreten. Und die Bäume von Sonja Züblin werden im Monat Mai endlich die Wände der Käuferinnen und Käufer zieren, die die Werke bereits vor der langen Reise reserviert hatten. Aber auch aus dem Land des Lächelns hat die medizinische Praxis- assistentin, die sich ausschliesslich in ihrer Freizeit den Scherenschnitten widmet, Aufträge erhalten. So werden die Lichter im geräumigen Haus in Schwarzenbach auch im Jahre 2006 wahrscheinlich oft sehr spät ausgehen.